1x05: Das weiße Kaninchen (WHITE RABBIT)

 

Buch: Christian Taylor
Regie: Kevin Hooks
ProSieben Erstausstrahlung: 25. April 2005
ORIGINAL AIR DATE ON ABC:  10/20/04

Transcript by Lost-TV
Übersetzung von TheBlackRock (maria@mb-video-goslar.de)

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LOST
1X05: WHITE RABBIT
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[Die Szene eröffnet mit einer Großaufnahme eines Auges. Es öffnet sich. Die Kamera zoomt langsam weg. Im Hintergrund sind dumpfe Schläge zu hören. Man erkennt nun das Gesicht eines braunhaarigen Jungen. Er liegt verstört auf dem Boden und atmet schwer. Seine rechte Augenbraue ist aufgeplatzt und blutet. Ein älterer Junge steht bei ihm und sieht auf ihn herab.]

Älterer Junge: Bleib liegen!

[Der braunhaarige Junge blickt zur Seite, wo nicht weit von ihm ein dritter Junge Marc Silverman verprügelt und dabei gegen einen Maschendrahtzaun drängt. Marc hustet schwer.]

Älterer Junge: Du kannst es dir aussuchen: Wenn du jetzt abhaust, kommst du ohne einen Kratzer davon!

[Der Junge sieht erneut zu Marc, der weiter heftige Schläge einstecken muss. Er steht wütend auf und will ihm zu Hilfe eilen, doch der ältere Junge hält ihn am Arm fest.]

Älterer Junge: Du solltest doch liegen bleiben, Jack!

[Er schlägt Jack mit der Faust mitten ins Gesicht.
Jacks FLASHBACK endet.]

 

***

[Auf der Insel: Jack liegt verträumt am Strand. Im Hintergrund ruft jemand laut nach ihm. Als er es hört, sieht er sich um und steht auf. Es ist Charlie. Er kommt völlig außer Atem auf Jack zu gerannt.]

Charlie: Jack! Hey Jack! Da ist jemand! [Er deutet auf das Meer.] Du musst ... die Strömung ... da ist jemand im Meer!

[Jack schaut auf das Meer hinaus. Weit vom Ufer entfernt schwimmt jemand im Wasser und ruft panisch nach Hilfe.]

Charlie: Ich bin aufgewacht ...

[Jack rennt los in Richtung Wasser. Charlie sieht ihm nach.]

Charlie: Ich kann nicht schwimmen! Ich kann nicht schwimmen...

[Jack zieht beim Laufen sein Hemd aus und taucht ins Wasser. Er krault so schnell er kann gegen die hohen Wellen. Kate kommt mit einigen anderen zum Wasser gerannt und sieht ihm nach. Jack stoppt kurz und sieht sich um. Er hat die Person aus den Augen verloren. Er holt tief Luft und taucht ab, in der Hoffnung, sie zu finden, taucht dann jedoch ohne Erfolg wieder auf. Er versucht es erneut und holt tief Luft. Nach ein paar Sekunden taucht er wieder auf. Er hat Boone im Arm und hält seinen Kopf über Wasser. Boone hustet schwer.]

Jack: Atme tief ein. Komm schon!

[Boone beruhigt sich etwas.]

Jack: Atmen...gut so!
Boone: Hast du sie?
Jack: Was?
Boone: Da war eine Frau. Ich wollte ihr helfen. Hast du sie gefunden?

[Jack sieht sich erneut um. Weit hinter ihnen erblickt er eine Frau im Wasser. Sie wedelt mit den Armen und schreit.]

Boone: Wir müssen zu ihr!

[Boone kann sich jedoch nicht über Wasser halten. Jack will ihn zuerst zum Strand bringen und paddelt los. Er sieht immer wieder hektisch zurück zur Frau.]

[Schnitt zum Strand: Kate und Charlie rennen ins Wasser als Jack mit Boone dort ankommt und nehmen ihm Boone ab. Jack dreht sich um und will wieder ins Wasser.]

Kate: Jack?!
Jack: Da ist immer noch jemand draußen!

[Er taucht erneut ins Meer und krault los. Die Leute am Strand blicken ihm verwirrt hinterher.]

 

***

[Szenenwechsel: Boone sitzt allein am Strand und blickt aufs Meer hinaus. Er dreht sich nach hinten und blickt zu Jack, der einen Rucksack vom Boden nimmt und ihn wegträgt.]

[Schnitt: Jack geht mit dem Rucksack in der Hand den Strand hinauf. Kate kommt von hinten auf ihn zu.]

Kate: Hey!

[Sie gehen zusammen weiter.]

Jack: Also, was wissen wir?
Kate: Jack, vielleicht solltest du --
Jack: Wer war sie?
Kate: Die Frau hieß Joanna. Sie sollte eigentlich gar nicht mitfliegen. Sie war zum Tauchen am Barrier Reef und hat ’ne Ohrenentzündung gekriegt und der Arzt hat gesagt, sie muss zwei Tage aussetzen. Sie hat umgebucht. Deswegen war sie bei uns.

[Sie bleiben stehen.]

Jack: Sie wollte schwimmen heut morgen. Die Strömung hat sie erwischt. Wir sind seit sechs Tagen hier und ich hab nie mit ihr gesprochen, nicht ein Wort.
Kate: Jack, lass das.
Jack: Wir sind 47 Leute. Ich hab sie nie angesprochen.
Kate: Du hast es versucht!
Jack: Nein, hab ich nicht! Ich hab geglaubt, ich...ich dachte, ich bring Boone zum Strand und ich hab noch genug Zeit. Ich war...ich war da...im Wasser. Ich hab’s nicht versucht. Ich hatte die Wahl und ich hab mich gegen sie entschieden.

[Jack blickt plötzlich hinter Kate in die Ferne. Er sieht einen Mann im schwarzen Anzug knietief im Wasser stehen.]

Kate: Jack?

[Jack geht mit starrem Blick an ihr vorbei in Richtung Wasser. Der Mann ist verschwunden.]

Kate: Jack? Alles okay?

[Jack dreht sich zu ihr um.]

Jack: Hast du das gesehen? [Er zeigt zum Wasser]
Kate [verwirrt]: Was?
Jack: Da stand jemand im Wasser! Da war ein Mann! Hast du nichts gesehen?
Kate: Jack, wann hast du das letzte Mal geschlafen?

[Jack blickt abermals zum Wasser in der Hoffnung etwas zu sehen. Doch nichts.]

Jack [erschlagen]: Ich bringe jetzt den Rucksack wieder zurück.

[Er geht an Kate vorbei den Strand hinauf. Sie sieht ihm besorgt nach.]

 

***

[Szenenwechsel: Michael und Walt stehen am Wasser. Walt putzt sich mit einer Aloe die Zähne, während Michael sein Hemd wäscht.]

Michael: Von wem hast du das?
Walt: Von Sun. Die Frau aus Korea.

[Walt füllt etwas Meerwasser in seine Tasse, um sich den Mund auszuspülen.]

Michael: Aber nicht schlucken!
Walt: Wieso nich?
Michael: Von Salzwasser kriegt man Durst.
Walt: Wieso?
Michael [genervt]: Tu einfach, was ich sage, Mann! Klar?

[Walt nimmt einen Schluck aus seiner Tasse und spuckt ihn wieder aus.]

 

[Schnitt: Sun steht bei den Wrackteilen und schaut zu Walt und Michael hinüber. Jin kommt zu ihr und fasst ihr an die Lippen.]

Jin: Schau dir mal deine Lippen an. Du brauchst wirklich Wasser.
Sun: Nein. Mir fehlt nichts. Danke. Wann sagt man uns, was wir tun müssen?

[Jin sieht sie fragend an.]

Sun: Ich glaube nicht, dass jemand kommt.
Jin: Sie werden schon kommen.
Sun: Die Anderen ... sie ignorieren uns. Versuchen wir, mit ihnen zu kommunizieren.
Jin [gereizt]: Uns passiert schon nichts. Wir brauchen die Anderen nicht. Ich werde dir sagen, was du tun musst.

[Sun setzt sich in den Sand. Vor ihnen geht Shannon über den Strand. Sie geht zu Sawyer, der auf ein paar Taschen sitzt und ein Buch liest.]

Shannon: Hast du das Zeug oder was?
Sawyer [ohne den Blick vom Buch abzuwenden]: Du stehst mir im Licht, Stelze.
Shannon: Lichtstelze? Was soll das denn bedeuten?
Sawyer [sieht sie grinsend an]: Licht, Komma, Stelze. Anderes Wort für Beine.
Shannon: Weißt du, ich liebe Spitznamen und ich find’s echt süß von dir, dass du--
Sawyer [fällt ihr ins Wort]: Hey, beruhig dich! Ich hab dein blödes Zeug.

[Er kramt in seinen Sachen. Und holt eine Spraydose hervor.]

Shannon: Und das hilft gegen Sandflöhe?
Sawyer: Aber klar. Aloe Vera ist auch drin.

[Er gibt ihr die Dose.]

Shannon: Wieviel?
Sawyer: Mit Geld kommst du hier nicht weit.
Shannon: Und womit soll ich dann bezahlen?
Sawyer [grinst]: Hmm.
Shannon: Wenn du glaubst, ich würde mit dir...
Sawyer: Fünftausend.
Shannon: Ich dachte, ich würde nicht weit kommen mit Geld.
Sawyer: Verhandlungstaktik. Du darfst bei mit anschreiben. Und irgendwann komm ich Schulden eintreiben bei dir.

[Shannon bewirft ihn wütend mit der Spraydose und geht davon. Sawyer grinst weiter.]

 

***

[Szenenwechsel: Kate sitzt am Strand und sortiert Sachen aus dem Gepäck. Claire kommt zu ihr.]

Claire: Hey! Du hast nicht zufällig ne Bürste gefunden?
Kate: Nein. Leider nicht.
Claire: Gott, jetzt hab ich schon mindestens zwanzig Koffer durchsucht, da war keine dabei! Komisch, oder? Ich hatte gedacht, jeder Mensch würde ’ne Bürste einpacken.

[Claire gerät leicht ins Wanken. Kate stützt sie etwas.]

Kate: Alles okay?

[Claire setzt sich hin.]

Claire: Ja, das ist die Hitze. Oh, und ich bin schwanger.

[Kate reicht ihr ihre Wasserflasche.]

Kate [lacht]: Wirklich?
Claire: Danke. Was machst du?
Kate: Ich sortier Sachen. Hier die Praktischen und da die Unpraktischen. Hilfst du mir?
Claire: Gern.

[Claire nimmt einen Sonnenhut und setzt ihn auf.]

Claire: Kann ich…kann ich dich was fragen?
Kate: Klar!
Claire: Bist du Sternzeichen Zwillinge?
Kate: Ja, stimmt.
Claire: Ha, wusst ich’s doch! Rastlos, temperamentvoll...ich weiß, die meisten Leute halten Astrologie für Quatsch, aber die haben keine Ahnung. Ich mach dir dein Horoskop, wenn du willst.

[Kate wirft ihr nur einen Blick zu.]

Claire: Muss nich sein. Zwillinge...

[Beide lachen.]

 

***

[Szenenwechsel: Zwischen ein paar Wrackteilen trägt Jack einen Koffer entlang. Hurley kommt angelaufen.]

Hurley: Hey, Jack!

[Hurley stoppt und sieht Jack leicht erstaunt ins Gesicht.]

Hurley: Mann, du siehst fertig aus.
Jack: Mir geht’s gut. Was ist?
Hurley: Es gibt ’n Problem. [Er deutet Jack an mitzukommen.]

[Schnitt: Die Kamera zeigt einen Koffer mit mehr oder weiniger vollen Wasserflaschen darin. Jack, Charlie und Hurley stehen drumherum.]

Jack: Das ist alles?
Charlie: Das ist alles.
Jack: Wieviele?
Charlie: Achtzehn.
Hurley: Wir haben uns einfach bedient, weil wir dachten, wir werden bald gerettet. War aber nich so.
Charlie: Auch wenn wir sie aufteilen - für jeden ’ne halbe Flasche - reicht das nicht für 47 Leute.
Jack: 46. Wir sind nur noch 46.
Hurley: Wenn die Anderen rauskriegen, dass nicht mehr da ist, flippen sie aus.
Charlie: Wildschwein ist auch bald alle, wenn wir kein neues fangen. Was sagen wir?
Jack: Weiß ich nicht.
Hurley: Vielleicht schnitzen wir uns so’n Wünschelruten-Dings?
Charlie: Was machen wir mit dem Wasser?
Jack [genervt]: Weiß ich nicht!

[Jack geht weg. Charlie nimmt den Koffer und läuft mit Hurley hinterher.]

Charlie: Wir bringen es ins Zelt, ja?
Hurley: Vielleicht kann der Hund Wasser aufspüren!
Charlie: Is‘ wahrscheinlich besser, wenn keiner weiß, wie wenig übrig ist.
Hurley: Ich meine, Hunde können sogar Bomben finden und Drogen. Die finden bestimmt auch Wasser.

[Sie erreichen Jacks Zelt. Charlie stellt den Koffer auf eine Kiste.]

Charlie: Oder wir sagen allen, dass es knapp ist, dann können wir’s einteilen und du entscheidest was --
Jack [sauer]: Ich werde gar nichts entscheiden!

[Charlie und Hurley sehen ihn verwundert an.]

Hurley: Wieso nicht?

[Jack antwortet nicht und geht ein paar Schritte aus dem Zelt. Charlie und Hurley bleiben zurück.]

 

***

[FLASHBACK: Wir sehen von Jacks Vater in einem großen Ledersessel in einem Büro sitzen. Er dreht in seiner Hand ein Glas Kognak hin und her. Die Eiswürfel im Glas klappern.]

Christian: Willst du nicht reinkommen?

[Wir sehen den jungen Jack in der Tür zum Büro stehen. Er hat ein blaues Auge. Er zögert, geht dann jedoch rein und stellt sich vor seinen Vater.]

Christian: Und? Erklärst du mir mal, was passiert ist?
Jack: Ein paar Jungs haben Marc Silverman verhauen.
Christian: Ein paar Jungs haben Marc Silverman verhauen? Aber auf dich hatten sie’s nicht abgesehen?
Jack: Nein.

[Christian seufzt. Er steht auf und geht zu seinem Sideboard herüber.]

Christian: Ich hatte heute einen Jungen auf dem Operationstisch. Vielleicht ein Jahr jünger als du. [Er gießt sich Kognak in sein Glas.] Schlimme Herzprobleme. Und ganz plötzlich wurde es verdammt knifflig. Und alle haben darauf gewartet, dass dein alter Herr eine Entscheidung trifft. Und ich war im Stande diese Entscheidung zu treffen, weil ich … als die Sache gelaufen war – nachdem er gestorben ist – meine Hände abschrubben konnte und … zum Essen gehen, ein bisschen Carol Burnett gucken, lachen bis ich Seitenstechen kriege. Aber wie schaff ich das? Hm? Selbst wenn ich … wenn ich versage. Wie schaffe ich das, Jack?

[Jack sieht ihn nur weiter an.]

Christian: Weil ich’s draufhab, Junge. Triff keine Entscheidungen, Jack, du hast nicht das Zeug dazu. [Er setzt sich wieder in den Sessel.] Versuch nicht ein Held zu sein. Du musst aufhören, alles und jeden retten zu wollen! Verstehst du? [Er beugt sich zu Jack vor.] Denn wenn du versagst ... dann hast du’s einfach nicht drauf.

[Ende des FLASHBACKS.]

 

***

[Zurück auf der Insel: Jack sitzt in Gedanken versunken auf ein paar Flugzeugsitzen bei seinem Zelt.]

Boone [im Hintergrund]: Warum hast du mich nicht allein gelassen? [Jack hört ihn nicht.]Hey! Ich rede mit dir!

[Jack blickt auf. Boone steht vor ihm und schaut ihn vorwurfsvoll an.]

Jack: Nicht jetzt, Mann.
Boone: Ich hätt’s selbst geschafft!

[Jack erwidert nichts und schaut weg.]

Boone: Was ist? Krieg ich keine Antwort? Ich hab gesagt lass mich allein.
Jack: Du wärst fast ertrunken!
Boone: Du hättest sie retten müssen!

[Jack steht wüten auf und geht auf Boone zu.]

Jack: Aber ich hab’s nicht geschafft! [Er sieht Boone direkt in die Augen.] Und du auch nicht.

[Jack geht an ihm vorbei den Strand hinunter. Boone läuft hinterher.]

Boone: Du denkst wohl, das war ’ne Heldentat, mir nach zu schwimmen? Mir ging’s bestens! Du bist nicht der Einzige, der weiß, was hier zu tun ist, klar?

[Er holt Jack ein und stellt sich wütend vor ihn.]

Boone: Ich bin Geschäftsmann! Wer hat dich zum Retter ernannt, hu? Was gibt dir das Recht dazu?

[Jack blickt wieder verwundert hinter Boone in die Ferne.]

Boone: Sieh mich an! Hey, ich rede mit dir!

[An der Grenze zwischen Strand und Gebüsch zwischen Trümmerteilen steht erneut der Mann im schwarzen Anzug. Jack starrt zu ihm.]

Boone: Sieh mich an, Jack!

[Jack geht an Boone vorbei in Richtung des Mannes. Dieser dreht sich um und verschwindet im Gebüsch.]

Boone: Wo willst du hin? Wo willst du hin? Hey!!

[Jack lässt Boone einfach stehen und rennt los. Er stürmt in das Gebüsch und bleibt abrupt stehen. Der Mann im blauen Anzug steht nur wenige Meter vor ihm, den Rücken zu ihm gewandt. Jack geht langsam auf ihn zu. Er will ihn an die Schulter fassen und streckt seine Hand aus. Plötzlich dreht der Mann sich um und blickt ihm ins Gesicht: Es ist Jacks Vater. Jack stolpert erschrocken zurück und fällt rücklings hin.]

Jack: Dad?

[Sein Vater wendet sich wieder ab und geht weiter in den Dschungel hinein. Jack bleibt verwirrt zurück.]

 

***

[FLASHBACK: Jack steht im Eingangsbereich eines Hauses und sieht durch ein Fenster hinaus. Es regnet.]

Mutter: Dein Vater ist fort, Jack.  [Jack reagiert nicht.] Hast du gehört was ich sage?

[Jack dreht sich um und wendet sich seiner Mutter zu.]

Mutter: Er ist gegangen, Jack.
Jack: Der kommt wieder.
Mutter: Dieses Mal ist es anders. Ich will, dass du ihn zurückholst.

[Jack lacht verwundert.]

Mutter: Was?
Jack: Er redet seit zwei Monaten nicht mit mir.
Mutter: Du redest seit zwei Monaten nicht mit ihm!
Jack: Er will nicht von mir wieder nachhause gebracht werden. Bitte einen seiner Freunde!
Mutter: Dein Vater hat keine Freunde mehr. Was glaubst du wieso?
 
[Jack antwortet nicht.]

Mutter: Er kennt dich besser als ich dachte.
Jack: Was willst du damit sagen?
Mutter: Du verstehst nicht, unter welchem Druck dein Vater --
Jack [fällt ihr ins Wort]: Ich weiß sehr wohl, was Druck ist!
Mutter: Jack, bitte, du weißt doch, wie er ist. Er ist nicht in der Lage … er wird nicht richtig auf sich acht geben. Du musst ihn mir wiederbringen.
Jack [schüttelt den Kopf]: Tut mir leid. Ich kann nicht.
Mutter: „Ich kann nicht?“ Ich dulde kein „ich kann nicht“! Nicht nachdem, was du getan hast. Du wirst deinen Vater nachhause bringen, Jack.
Jack [nach kurzem Zögern, den Tränen nahe]: Wo ist er?
Mutter: Australien.

[Ende des Flashbacks.]

 

***

[Zurück auf der Insel: Jack steht entschlossen auf und geht seinem Vater hinterher.]

 

***

[Szenenwechsel: Walt rennt über den Strand zu Kate, die immer noch Sachen sortiert.]

Walt: Hey! Hey!
Kate: Was ist denn?
Walt: Die schwangere Frau ist umgekippt!

[Kate rennt zu Charlie und Michael, die Claire zu Jacks Zelt tragen.]

Kate: Was ist passiert?
Charlie: Einfach zusammengeklappt.
Kate: Das muss die Hitze sein. Atmet sie noch?
Charlie: Glaub schon.
Kate: Los, wir bringen sie rein.

[Sie legen Claire auf die Sitzkissen in Jacks Zelt. Kate kniet sich neben sie.]

Kate: Claire? Hey Claire, wach auf! [Sie dreht Claires Kopf zu sich.] Claire hörst du mich? Claire? Komm schon, wach auf! Komm schon! Komm schon, bitte wach auf. Komm schon! Claire, hörst du mich?

[Claire öffnet ihre Augen.]

Kate: Na endlich! Ich bin’s, Kate.
Claire [verwirrt]: Was?
Kate: Du warst ohnmächtig. Bleib schön ruhig liegen, ja? [zu Charlie] Sie braucht Wasser.
Charlie: Wasser, ja.
Kate [zu Claire]: Nicht bewegen, okay? [zu Charlie] Sie ist ganz heiß. [zu Claire] Claire, ich glaube, du hast Fieber. Bleib einfach ganz ruhig liegen, okay? Es wird schon wieder.
Claire: Okay.

[Er steht auf und geht zur Kiste, auf die er vorhin den Koffer mit den Wasserflaschen gestellt hatte, doch der Koffer ist verschwunden. Charlie durchsucht die Kiste, im Hintergrund redet Kate weiter mit Claire.]

Charlie: Wo ist...? [Er dreht sich zu Kate] Das Wasser ist weg! Jemand hat es gestohlen!

 

***

[Szenenwechsel: Kate steht am Strand und redet mit Locke und Sayid.]

Locke: Wo ist der Doktor?
Kate: Keine Ahnung, wir finden ihn nicht.
Sayid: Ist das der Rest unserer Wasservorräte gewesen?
Kate: Ja.
Sayid: Alles am selben Ort aufzubewahren war unklug.
Kate: Ich geh in den Dschungel und such nach frischem Wasser.
Sayid: Du gehst nicht allein!
Locke: Wenn die Anderen erfahren, dass das Wasser weg ist, dann wird es hässlich. Und wenn sie erfahren, dass es jemand geklaut hat, dann wird es noch hässlicher. Ich werde gehen. Ihr werdet hier gebraucht, vor allem jetzt, wo der Doktor weg ist. Abgesehen davon, weiß ich, wo ich’s finde.

[Locke geht weg und lässt Kate und Sayid allein zurück.]

 

***

[Szenenwechsel: Jack streift weiter durch den Dschungel auf der Suche nach seinem Vater Er ist außer Atem und weiß nicht, wohin. Er sieht sich mehrmals um, entdeckt jedoch nichts. Schließlich bleibt er stehen und schaut vernarrt um sich.]

Jack: Wo bist du? Wo bist du? [schreit] WO BIST DU?

 

***

[FLASHBACK: Jack befindet sich im Hotelzimmer seines Vaters in Sydney. Der Hotelpage zieht die Vorhänge auf.]

Hotelpage: Das Zimmermädchen sagt, das Bett ist seit drei Tagen nicht mehr benutzt worden.
Jack: Hat er über‘s Hotel ein Auto gemietet?
Hotelpage: Nein, Sir.

[Jack geht zum Nachttisch seines Vaters, welcher voll mit Medikamentendosen ist.]

Hotelpage: Im Vertrauen, Mister Shepard. Ich glaube kaum, dass Ihr Vater überhaupt ein Auto gemietet hat.
Jack: Wie kommen Sie darauf?

[Jack öffnet die Schublade des Nachttischs. In ihr befinden sich zwei fast leere Flaschen Wodka.]

Hotelpage: Es gab neulich Nacht einen kleinen Vorfall hier in der Hotelbar. Ich musste unsere Sicherheitsleute bitten, Ihren Vater auf sein Zimmer zu begleiten.

[Jack dreht sich wieder zu ihm um.]

Jack: Was hat das mit einem Mietwagen zu tun?
Hotelpage: Tut mir Leid, Sir, ich hätte vielleicht --
Jack [fällt ihm ins Wort]: Kommen Sie, was hat das mit dem Mietwagen zu tun?
Hotelpage: Mister Shepard, ich glaube, dass keine Autovermietung in Sydney ihrem Vater in seinem Zustand einen Wagen geben würde.
Jack: Mein Vater ist Chefarzt der Chirurgie!
Hotelpage: Selbstverständlich, Sir. Ich bitte um Verzeihung.

[Jack schaut ihn vorwurfsvoll an und wendet sich dann wieder dem Nachttisch zu, auf dem die Brieftasche seines Vaters liegt. Er nimmt sie in die Hand.]

Jack: Seine Brieftasche ist hier. Er geht ohne Brieftasche...
Hotelpage: Vielleicht sollten sie die Polizei informieren, Mister Shepard.
Jack: Wo bist du?

[Ende des FLASHBACKS.]

 

***

[Zurück auf der Insel: Jack geht weiter ziellos durch den Dschungel. Plötzlich taucht sein Vater vor ihm auf. Wieder mit dem Rücken zu ihm gerichtet. Jack bleibt kurz stehen und geht dann auf ihn zu. Sein Vater beginnt ebenfalls wieder weiter in den Dschungel zu gehen. Jack rennt nun hinter ihm her und erreicht eine neblige Lichtung. Plötzlich ist Christian wieder verschwunden. Jack – außer Atem – sieht sich um. Sein Vater steht hinter ihm. Jack rennt diesmal auf ihn zu. Plötzlich stolpert er und fällt einen Abhang hinunter. Er überschlägt sich mehrmals und greift reflexartig nach einer Wurzel. Er hängt nun an einer steinernen Klippe und versucht mit seinen Füßen, Halt zu finden – vergebens. Er klammert sich mit seiner ganzen Kraft an die Wurzel, doch er droht langsam abzurutschen.
Plötzlich taucht eine Hand über der Felskante auf und bewegt sich langsam zu ihm hinunter. Es ist Locke.]

Locke: Nimm meine Hand! Na los!

[Jack gelingt es, Lockes Hand zu packen. Dieser zieht ihn mit aller Kraft über die Felskante, wo beide zu Boden gehen, nebeneinander liegen bleiben und nach Luft schnappen.]

Locke: Alles okay?

[Jack fängt laut an zu lachen.]

 

***

[Szenenwechsel: Claire liegt in Jacks Zelt und schläft. Charlie kommt zu ihr, mit einem Becher in der Hand.]

Charlie: Hey.
Claire [wacht auf]: Hey. Wie lange war ich…?
Charlie: Ein paar Stunden. Hier. [Er reicht ihr den Becher] Ist nicht viel, aber leider ist nicht mehr da.

[Claire trinkt das Wasser und gibt Charlie den Becher zurück.]

Charlie: Ruh dich aus. Du musst an deinen Nachwuchs denken.
Claire: Danke für das Wasser, Charlie.

[Charlie steht auf und stellt den Becher weg.]

Charlie: Wär mehr da, wenn’s nich einer geklaut hätte.
Claire: Ist Jack wieder aufgetaucht?
Charlie: Nein. Keiner weiß, wo er ist.

[Claire schaut besorgt. Charlie setzt sich wieder neben sie.]

Charlie: Aber bloß keine Panik. Der gute Mister Locke ist im Dschungel und holt Wasser für dich.
Claire: Na toll, unser einziger Jäger lässt sich fressen, nur damit er dem schwangeren Mädchen was zu Trinken bringen kann.
Charlie: Keine Angst. Überleg doch mal: Wem begegnest du lieber in ’ner dunklen Nacht? Was da rumschleicht oder dem Glatzkopf mit seinen 400 Messern? [Claire lacht] Ich meine, wer packt 400 Messer ein? Ich habe höchstens Platz für 200, 300, wenn’s hoch kommt. [beide lachen]
Claire: Wann kommen die endlich und retten uns?
Charlie: Bald.
Claire: Danke, Charlie.
Charlie: Wofür?
Claire: Die meisten vermeiden, mir in die Augen zu sehen. Ich jage ihnen Angst ein. Es ist das Baby. Für die bin ich eine tickende Zeitbombe und sie wissen nicht, was passiert, wenn ich hochgehe.
Charlie: Ich hab kein Schiss vor dir.

[Beide lächeln sich an.]

 

***

[Szenenwechsel: Hurley läuft zu Sayid und Kate.]

Hurley: Äh, die Chinesen haben Wasser.

[Sayid geht los, Kate und Hurley folgen.]

[Schnitt: Sayid und Kate stehen vor Sun. Sayid hält eine Wasserflasche in der Hand.]

Sayid: Wo habt ihr das her? [Sun antwortet nicht.] Wo habt ihr das her? [aggressiv] Wo habt ihr –-
Kate: Sie kann dich nicht verstehen!
Sayid: Sie versteht mich! Habt ihr dieses Wasser gestohlen?

[Sun redet etwas auf Koreanisch. Plötzlich kommt Jin von hinten und stellt sich lauthals vor Sayid.]

Kate: Okay, ganz ruhig bleiben, ja? Wir wollen nur reden, versteht ihr?

[Sie nimmt Sayid die Flasche aus der hand und zeigt sie Jin.]

Kate: Hier war Wasser drin. Gehört das euch? [Jin antwortet nicht.] Von wem habt ihr das?

[Jin streckt seine Hand aus und zeigt auf Sawyer, der nicht weit von ihnen bei den Trümmern im Sand sitzt und raucht. Kate will zu ihm, doch Sayid hält sie zurück.]

Sayid: Ich sehe kein Wasser.
Kate: Und?
Sayid: Wenn du jetzt hingehst, gibt er dir nichts. Aber wenn du wartest … jede Ratte führt dich irgendwann zu ihrem Loch.

[Sayid geht weg, Kate folgt ebenfalls.]

 

***

[Szenenwechsel: Sawyer schleicht durch den Dschungel. Bei einem Busch kniet er nieder und deckt eine Plane am Boden auf. Darunter hat er eine Tasche versteckt, in der kleine Flaschen und diverse Verpackungen sind. Er holt sich ein paar Zigaretten heraus und will die Tasche wieder abdecken, als Kate plötzlich angestürmt kommt und sich auf ihn stürzt. Sawyer landet auf dem Rücken, Kate oben auf ihm drauf.]

Sawyer: Das wurde auch langsam Zeit.
Kate: Was?
Sawyer: Dass mein geheimer Wunsch in Erfüllung geht.
Kate: Wo ist das Wasser?

[Sawyer rollt Kate herum, sodass er nun oben liegt.]

Sawyer: Schon besser.
Kate: Runter von mir!

[Plötzlich kommt Sayid von hinten, packt Sawyer, zerrt ihn von Kate weg und schubst ihn beiseite.]

Sayid: Rück sofort das Wasser raus!
Sawyer: Fass mich nicht an! [Er schubst Sayid ebenfalls.] Glaubt ihr wirklich, ich hätte euer blödes Wasser geklaut?

[Kate durchsucht im Hintergrund Sawyers versteckte Tasche.]

Sayid: Du hast den Koreanern zwei Flaschen gegeben!
Sawyer: Ich geb prinzipiell keinem was!
Kate: Es ist nicht hier.
Sawyer: Ich hab bei Mister Miyagi mein letztes Wasser gegen einen Fisch getauscht. So wie es sich für Höhlenmenschen gehört.
Kate: Du gibst ihm dein letztes Wasser?
Sawyer: Wasser ist nichts wert, Sommersprosse. Früher oder später wird’s regnen. Und ich ... bin Optimist!

[Sawyer wendet sich seiner Tasche zu. Sayid geht, Kate will ihm folgen, doch Sawyer hält sie auf.]

Sawyer: Hey, du hast was vergessen!

[Er wirft ihr die Dienstmarke des Marshalls zu.]

Sawyer: Du bist doch jetzt unser Super-Sheriff hier. Mit Stern bist du überzeugender.

[Kate geht ebenfalls weg und lässt Sawyer zurück.]

 

***

[Szenenwechsel: Locke ist im Dschungel und sammelt Wasser von großen Blättern. Er lässt es Tropfen für Tropfen in eine Flasche laufen. Neben ihm sitzt Jack auf einem Stein.]

Jack: Wie geht’s ihnen? Den Anderen...
Locke: Durstig, hungrig, warten auf Rettung. Und sie brauchen jemanden, der ihnen sagt, was sie tun sollen.

[Er wirft Jack einen Blick zu.]

Jack: Mich? [lacht, schüttelt den Kopf] Ich kann nicht.
Locke: Warum nicht?
Jack: Ich bin kein Anführer.
Locke: Und doch behandeln dich alle, als wärst du’s.
Jack: Ich kann ihnen nich helfen. Ich werd versagen...ich hab so was nich drauf.
Locke: Warum bist du hier draußen, Jack? [Er dreht die Flasche zu.]
Jack: Ich glaub‘, ich werde verrückt.
Locke: Du wirst nicht verrückt.

[Locke geht zu Jack und setzt sich neben ihn auf einen weiteren Stein.]

Jack: Nein?
Locke: Verrückte wissen nicht, dass sie verrückt werden. Die denken, sie sehen endlich klar. Also...warum bist du hier?
Jack: Ich bin hinter was her. Hinter jemandem.
Locke: Aha, das weiße Kaninchen. [Er verstaut die Wasserflasche in seinem Rucksack.] Alice im Wunderland.
Jack: Ja, Wunderland...der, hinter dem ich her bin, ist gar nicht da.
Locke: Aber du siehst ihn?
Jack: Ja, aber er ist nicht da.
Locke: Und wenn ich zu dir käme und das gleiche beschreiben würde, was würdest du wohl diagnostizieren? Als Arzt.
Jack: Das ist eine Halluzination ... verursacht durch Dehydrierung, posttraumatischen Stress, eine Woche lang nicht mehr als zwei Stunden Schlaf pro Nacht, das sind die Auslöser.
Locke: Alles klar, du halluzinierst. Und was, wenn nicht?
Jack [lacht]: Dann stecken wir alle in Schwierigkeiten.
Locke: Ich bin ein einfacher Mann, Jack. Bodenständig, totaler Durchschnitt. Ich glaube eigentlich nicht an Magie. Aber dieser Ort ... ist anders, außergewöhnlich. Die Anderen wollen nicht darüber reden, weil es ihnen Angst macht, aber wir wissen es alle, wir spüren es. Ist dein weißes Kaninchen eine Halluzination? Wahrscheinlich. Aber was wäre, wenn alles, was mit uns geschehen ist, einen bestimmten Grund hat? Wenn dieser Mensch, hinter dem du her bist, wirklich hier wäre?
Jack: Das ist absolut unmöglich.
Locke: Stell dir einfach vor, es könnte sein.
Jack: Was passiert, wenn ich ihn erwische?
Locke: Das weiß ich nicht. Aber ich habe dieser Insel ins Auge gesehen, und was ich gesehen hab ... war wundervoll.

[Jack schaut Locke an. Dieser steht auf und nimmt seinen Rucksack.]

Jack: Warte mal, wo gehst du hin?
Locke: Weiter nach Wasser suchen.

[Jack steht ebenfalls auf.]

Jack: Ich komme mit.
Locke: Nein, du bringst zuende, was du angefangen hast.
Jack: Wieso?
Locke: Weil ein Anführer nicht anführen kann, wenn er nicht weiß, wo er hin muss.

[Locke setzt seinen Rucksack auf und geht los. Jack bleibt zurück und sieht ihm nach.]

 

***
[Szenenwechsel: Es ist Nacht. Jack sitzt immer noch im Dschungel. Ein Lagerfeuer lodert vor ihm. Er starrt in Gedanken versunken hinein.]

 

***

[FLASHBACK: Ein Leichenschauhaus. Jack geht mit einem Gerichtsmediziner  einen langen Flur entlang. Ihre Schritte hallen laut wider.]

Gerichtsmediziner: Die Polizei hat ihn in einer Gasse in Kings Cross gefunden. Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass sein Blutalkohol bei einem Mann seiner Statur vermutlich einen Myokatinfarkt zur Folge hatte. Einen Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang.

[Sie erreichen eine Tür. Der Gerichtsmediziner wirft Jack einen Blick zu. Jack nickt und der Gerichtsmediziner öffnet die Tür. Beide betreten den kleinen Raum.
In der Mitte des Raumes liegt ein Leichensack auf einem Tisch. Der Gerichtsmediziner geht darauf zu. Jack atmet schwer und nickt ergeben. Der Mediziner öffnet den Leichensack und legt das Gesicht darunter frei.
Jack starrt seinen toten Vater an, nickt und fängt an zu weinen.]

Jack: Das ist er.

[Er macht ein paar Schritte zurück, lehnt sich kraftlos gegen die Wand und weint.
Ende des FLASHBACKS.]

 

***

[Zurück auf der Insel: Jack sitzt allein am Lagerfeuer und weint. Plötzlich hört er das Geräusch aneinanderklickender Eiswürfel. Hinter ihm sehen wir schwach im Dunkeln die Gestalt des Mannes im blauen Anzug vorbeigehen. Es raschelt. Jack fährt auf, greift nach einem brennenden Stock aus dem Lagerfeuer als Fackel und läuft in Richtung der Geräusche in den finsteren Dschungel.
Nach ein paar Metern entdeckt er einen Pfad vor sich in all dem Durcheinander aus Bäumen und Buschwerk. Er hält kurz inne, atmet tief ein und folgt dem Pfad.
Vor ihm liegen Felswände und er findet sich in einer Höhle wieder. Im Hintergrund ist Wasserplätschern zu hören. Jack sieht sich um und entdeckt einen kleinen Wasserfall, der neben der Höhle aus der Felswand entspringt und sich in einem kleinen Steinbecken darunter sammelt. Jack geht darauf zu und beugt sich über das Becken. Auf dem Grund des Beckens schwimmt eine Puppe. Jack fischt sie heraus und starrt sie an. Er geht ein paar Schritte zurück und sieht sich um. Er entdeckt weitere Puppen auf dem Boden verstreut, ganze Kartons voll davon. Mit der Fackel schaut er sich weiter um und erblickt noch mehr Sachen aus dem Flugzeug, sogar ein Teil des Flugzeugwracks selbst. Er nähert sich den Wrackteilen. Zwischen ihnen liegt ein hölzerner Sarg. Jack starrt ihn an.]

 

Frauenstimme: Oceanic Airlines Flug Nummer 125 nonstop nach Singapur. Bitte begeben Sie sich zu Gate 14.

 

***

[FLASHBACK: Jack steht an einem Ticketschalter am Flughafen und diskutiert mit der Angestellten.]

Jack: Wie meinen Sie das, Sie nehmen ihn nicht an Bord?
Angestellte: Es tut mir leid, Mister Shepard, aber ohne die erforderlichen Überführungsdokumente geht das nicht. Wir haben da keinen Spielraum.
Jack: Keinen Spielraum, ja? [lacht] Keinen Spielraum...
Angestellte: Ohne entsprechende Dokumente –
Jack: Das können Sie mir nicht antun, ich muss heute noch fliegen!
Angestellte: Vielleicht würde eine andere Flugge—
Jack [schreit]: Nein!

[Von seinem eigenen Ausbruch verlegen, wirft Jack einen raschen Blick um sich. Etwas hinter ihm in der Reihe ist Jin zu sehen. Er starrt Jack an.]

Jack [nach einem tiefen Atemzug]: Ich möchte, dass Sie mir zuhören, okay? Weil ich Sie um einen Gefallen bitte, Chrissy. Ich stehe in dem Anzug vor Ihnen, den ich bei der Beerdigung meines Vaters tragen werde und ich bitte Sie um einen Gefallen. In 16 Stunden muss ich in Los Angeles landen und der Sarg muss durch die Zollabfertigung, weil dort ein Leichenwagen auf uns wartet und es ist wichtig, dass er mich und den Sarg zum Friedhof bringt. Wieso, Chrissy? Wieso bring ich ihn nicht erstmal in eine Leichenhalle und bereite alles in Ruhe vor? Warum kann ich mir nicht die Zeit dafür nehmen? Weil ich ... weil ich’s hinter mir haben will. Ich will, dass es vorbei ist. Ich ... ich muss meinen Vater beerdigen.

[Ende des FLASHBACKS.]

 

***

[Zurück auf der Insel: Jack steht starr vor dem Sarg. Er geht auf ihn zu und fasst ihn behutsam an. Es überkommt ihn für einen kurzen Moment und er fängt an zu weinen. Er stellt seine Fackel beiseite und zieht den Sarg vom Trümmerhaufen herunter, sodass er gerade vor ihm liegt. Er starrt den Sarg erneut an. Schließlich packt er den Deckel seitlich, zögert jedoch, ihn aufzumachen. Er atmet tief ein und öffnet den Sarg. Der schwere Deckel fällt zur Seite weg. Jack stolpert erschrocken und verwirrt en paar Schritte zurück: Der Sarg ist leer. Aus Wut und Verzweiflung schlägt Jack den Sarg wieder zu, greift nach einer Eisenstange aus dem Trümmerhaufen und beginnt mit aller Kraft auf den hölzernen Sarg einzuschlagen.
Die Kamera zeigt eine Großaufnahme des düsteren Dschungels: Selbst hier, weit entfernt sind Jacks Schläge zu hören.]

 

***

[Szenenwechsel: Wir sehen den klaren Nachthimmel. Die Kamera schwenkt nach unten zum Strand. Beim Flugzeugwrack haben die Überlebenden Lagerfeuer entfacht. Sie lodern hell und erleuchten so den sonst finsteren Strand.]

 

***

[Szenenwechsel: Jemand stellt drei Wasserflaschen auf den dunklen Sandboden in Jacks Zelt, nimmt eine und schraubt sie auf. Es sind nur die Hände der Person zu sehen. Die Kamera schwenkt etwas zur Seite: Claire liegt genau daneben. Die Person nimmt die Wasserflasche und führ sie an Claires Mund.]

Boone [flüsternd]: Hey. Hey, Claire!

[Claire beginnt reflexartig zu trinken und wacht auf. Sie erblickt Boone, der neben ihr kniet.]

Claire: Wo ... woher hast du das?
Boone: Psst.

[Plötzlich packt jemand Boone von hinten und zieht ihn hoch. Es ist Charlie.]

Charlie: Wo hast du das her?

 

[Schnitt: Charlie schmeißt Boone gewaltvoll auf den Boden am Strand. Michael, Hurley und andere kommen hinzu.]

Charlie: Er ist der Dieb!
Michael: Wo hat er’s versteckt?
Charlie: Keine Ahnung, aber der Wichser hat drei Flaschen dabei!

[Boone steht auf. Charlie schubst ihn von sich.]

Charlie: Warum machst du so was? Hu?
Boone: Die Flaschen lagen ... die lagen im Zelt rum und Jack is einfach abgehauen.
Charlie: Claire hätte draufgehen können!
Boone: Ich wollte ihr schon früher was geben, doch dann sind alle ausgeflippt. Keiner hätte verstanden, wa—

[Fast alle am Strand sind jetzt bei der Szenerie versammelt: Sun, Jin, Sawyer, Shannon und alle anderen Überlebenden. Kate kommt ebenfalls dazu und fällt Boone ins Wort. ]

Kate: Was ist hier los?
Boone: Einer musste die Verantwortung übernehmen, das Wasser hätte niemals für —

[Charlie geht auf Boone los, schubst ihn hart.]

Charlie: Halt’s Maul!

[Sayid geht sofort dazwischen.]

Sayid: Schluss jetzt!

[Er schubst Charlie beiseite. Ein Tumult droht auszubrechen. Plötzlich erklingt eine Stimme aus dem Hintergrund.]

Jack: Lasst ihn los!

[Die Kamera schwenkt rüber: Es ist Jack. Alle blicken zu ihm, erst erschrocken, dann verwirrt, erwartungsvoll, fragend. Es ist Totenstille, nur das lodernde Feuer ist im Hintergrund zu hören.
Jack bricht die Stille und spricht zur versammelten Menge.]

Jack: Sechs Tage sind vergangen ... und wir warten immer noch. Warten darauf, dass jemand kommt. Aber was ist, wenn keiner kommt?

[Er kommt näher und stellt sich zu den Versammelten. Alle hören bedächtig zu.]

Jack: Wir müssen aufhören zu warten. Wir müssen anfangen uns zu organisieren. [lauter] Heute Morgen ist eine Frau gestorben, nur weil sie schwimmen wollte. Er [deutet auf Boone] hat versucht, sie zu retten und jetzt wollt ihr ihn fertigmachen? So kann es nicht weitergehen. Jeder kümmert sich nur um sich selbst, das wird hier nicht funktionieren! Wir müssen uns zusammenraufen. Wir müssen sehen, wie wir hier überleben können! Ich hab‘ Wasser gefunden. Frisches Wasser in dem Tal da oben [deutet zum Dschungel]. Ich führ euch bei Sonnenaufgang hin. Wer von euch ... nicht mitkommen will, der macht sich sonst irgendwie nützlich!
Letzte Woche waren wir einander noch fremd ... aber jetzt sind wir alle hier und Gott allein weiß, wie lang wir hier bleiben werden. Aber wenn wir nicht zusammen leben können ... sterben wir allein.

[Alle blicken Jack an. Wieder ist Totenstille.]

 

***

[Szenenwechsel: Hurley kniet im Sand vor dem Koffer mit den Wasserflaschen. Er füllt Charlie etwas Wasser in seine Becher. Charlie steht auf und geht davon, an Sun und Jin vorbei, die an ein Wrackteil gelehnt vor einem Lagerfeuer im Sand sitzen.]

Sun: Danke, dass du mir heute Wasser gegeben hast.
Jin: Dazu sind Ehemänner schließlich da.

 

[Schnitt zu Walt und Michael: Walt liegt mit Vincent bei einem Feuer und schläft. Michael hat einen Becher Wasser in der Hand, den er Walt geben will. Er sieht, dass sein Sohn schläft und hält daraufhin Vincent den Becher hin, der durstig zu trinken beginnt.]

 

[Schnitt zu Boone: Er sitzt etwas abseits allein im Sand und starrt ins Nichts. Sawyer kommt von hinten und stellt sich neben ihn.]

Sawyer: Na, was ist das für’n Gefühl?
Boone [ohne aufzublicken]: Was meinst du?
Sawyer: Du hast mich von der Spitze der „Meist-Gehassten-Liste“ verdrängt. [Boone antwortet nicht] Scheiße, was?

[Sawyer geht davon.]

 

[Schnitt zu Kate: Sie trägt einen Becher Wasser in der Hand und geht zu Jack, der ebenfalls allein im Sand sitzt und in das Feuer vor ihm starrt. Sie setzt sich neben ihn und reicht ihm den Becher.]

Jack: Danke.

[Jack trinkt das Wasser.]

Kate: Wo warst du heute, Jack?
Jack: Ich musste mich nur um einige Dinge kümmern.

[Kate lacht leicht.]

Kate: Und mehr rückst du nicht raus?
Jack [nach einer kurzen Pause]: Mein Vater ist gestorben. In Sydney.
Kate [mitfühlend]: Das tut mir leid.
Jack [nickt]: Ja. Ja, mir auch.

[Beide blicken still ins Feuer. Die Episode endet.]

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