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LOST-Handy-Game: Review
Dass die Marketing-Maschine LOST auch ein Handygame ausspucken würde, war eigentlich klar. In Zusammenarbeit mit den Produzenten der Serie wurde deshalb ein mobiles Pendant zur Serie geschaffen. Doch kann es die Qualität der Serie halten?
Allgemeines
Da sich das Spiel zur Aufgabe gemacht hat, die spannendsten Momente der Serie möglichst kompakt unter einen Hut zu bekommen, bot sich natürlich an, ein Action-Adventure aus der Vogelperspektive zu schaffen, wodurch man das Geschehen immer im Auge hat.
So wird die Story der Serie einschließlich kleiner Staffel 3-Elemente erzählt, also solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr euch das Game jetzt schon holt. Richtig "gefährliche" Spoiler warten zwar nicht, da das Geschehen generell ziemlich vage wiedergegeben wird, allerdings tauchen z.B. im Hatch Gegebenheiten auf, die erst gegen Ende von Staffel 2 gezeigt werden.
Optik
Die Spielgrafik ist solide und zweckmäßig, und besticht ab und zu sogar durch gelungene Effekte wie Explosionen oder Funkenschlägen. Auf 320x240-Displays hat man die perfekte Übersicht, denn dort ist noch deutlich mehr zu sehen als auf den veröffentlichten Screenshots. Auch hat man sich für den Bunker ein nettes Gimmick einfallen lassen, das euch mitten im Spiel kurz überraschen dürfte.
Etwas weniger gelungen sind leider die Spielfiguren selbst, die zwar am unteren Rand (großteils) durch ein hübsches Pixel-Bild des jeweiligen Charakters repräsentiert werden, im Spiel selbst aber nur sehr schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Lediglich Hurley und Claire kann man sofort zuordnen. Und Hauptcharakter Jack, der der einzige spielbare ist, wirkt beim Laufen ziemlich unbeholfen.
Gut gelöst wurde hingegen wieder, dass man Charakteren auch im "Vorbeilaufen" lauschen kann, da deren Unterhaltungen teilweise direkt in Sprechblasen zu lesen sind, wodurch man sie nicht erst von der Seite anquatschen muss. Auch kleinere Gimmicks wie Schleifspuren verschobener Objekte runden das Gesamtbild ab.
Musik und Soundeffekte
Hier kann leider beides nicht überzeugen. Schon das Intro will einen einfach nicht in LOST-Stimmung versetzen, da es bei anderen Titeln wie zB. Prince of Persia wohl besser aufgehoben gewesen wäre. Im Spiel selbst war der Musikschmied zwar erfolgreicher, allerdings hört man die (wirklich etwas an LOST erinnernden) Musikstücke immer nur kurz am Beginn einer neuen Szene, bevor man wieder durch den stummen Dschungel läuft. Schade.
Soundeffekte sind zwar einige mehr vorhanden, allerdings überzeugen auch diese nicht wirklich. Pistolenschüsse wären als fallende Kokosnüsse wohl ungefähr genauso glaubwürdig. Explosionen sind zum Glück etwas netter ausgefallen.
Hier ist also definitiv ein großer Schwachpunkt zu verzeichnen. Warum wurde nicht auf eines der vertrauten LOST-Themes gesetzt? Warum wurde keine atmosphärische Dschungel- Soundkulisse eingebaut? Hier haben andere Games auf jeden Fall schon bewiesen, dass es besser geht- vor allem das sehr stimmige Insel-Game "Stranded".
Steuerung
Hierzu gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Man navigiert den Charakter mittels 2, 4, 6, 8 oder entsprechenden Richtungstasten über den Bildschirm, und betätigt Schalter mit der 5 oder Enter.
Auch Waffen und Gegenstände werden, wenn gerade sonst keine Aktion ansteht, mit 5/Enter abgefeuert bzw. benutzt. Das Arsenal reicht vom Buschmesser über die Pistole bis zum Dynamit (und nichts dazwischen, also 3 Waffen), zwischen denen man mit der Stern-Taste umschalten kann.
Spieler unter Zeitdruck werden auch die 0 benutzen, mit der man Dialoge überspringt.
Für ein wenig Abwechslung hat man zum Glück auch gesorgt: Ab und zu ist rasantes Drücken einer Taste erforderlich, ein Balance-Akt über Baumstämme ist fast so knifflig wie im echten Leben, und in brenzligen Situationen muss man darauf achten, dass sich die eigenen Finger nicht in die Quere kommen.
Story
Wie gesagt hat man hier vieles, was die ersten Staffeln zu bieten haben, in ein eher begrenztes Terrain gesteckt. So findet man die schwangere Claire direkt neben der Luke wieder, damit man sich gleich weiter ins Abenteuer stürzen kann. Die Black Rock wartet praktischer Weise auch gleich hinter dem nächsten Dickicht.
Zwischen den spielbaren Passagen wird die Geschichte immer durch Dialoge vorangetrieben, und vertraute Charakterzüge sind entfernt zu erkennen (bei Jack, Hurley und Sawyer). Allerdings bleiben zwischenmenschliche Gefühle vollkommen aus. Kein Herumsitzen am Lagerfeuer, kein tiefsinniges Gespräch bei JPG-Sonnenuntergängen... hier hätte man ebenfalls mehr Atmosphäre schaffen können, damit das überhastete Spiel nicht so schnell zuende ist.
Ladezeiten werden mit Original-Zitaten aus der Serie überbrückt, die direkt vom Englischen übersetzt wurden. So fragt Charlie, der im übrigen Game nichts zu sagen hat: "Hey, wo sind wir?".
Viele kleinere Anekdoten überraschen jedoch zwischendurch und sorgen letzten Endes doch für LOST-Feeling: Ein weißes Kaninchen taucht auf (und erinnert an den Episodentitel), flüsternde Stimmen sind zu sehen (ja, sehen), Smokey verbreitet Angst und Knochenbrüche, und im Bunker darf das Dharma-Logo nicht fehlen. Leider suggestiert das Game dabei aber auch, wodurch der Pilot getötet wurde, was bisher ja noch nicht bestätigt wurde. Und gegen Ende entfernt sich das Game sogar ziemlich weit von der tatsächlichen Story.
Fazit
Im Prinzip liefert das Game das, was man erwartet: LOST für unterwegs. An vielen Stellen wird man an die Serie erinnert und findet sich in bekannten Situationen vor, wobei sich die Entwickler aber den nötigen Freiraum geschaffen haben (der Bunker ist zB. deutlich größer, da das Level sonst zu kurz wäre). Die Handlung wurde gekonnt komprimiert und wird gut erzählt, auch wenn sie gegen Ende hin nachlässt.
Das wirkliche Manko ist aber leider die zu geringe Atmosphäre. Passende Musik und schöne Charakterszenen hätten so viel mehr aus diesem Game machen können, und dann wäre es vielleicht wirklich ein Vorzeigeprodukt auf LOST-Niveau geworden. So bleibt es aber ein durchschnittliches Action-Adventure, das jeder LOST-Fan aufgrund des Wiedererkennungswertes aber verschlingen wird, und das Preis/Leistungsniveau stimmt dank der geringen Downloadkosten ebenfalls.